BVAG fordert nahtlosen Anschluss an die AlphaDekade 2016-2026: Fortschritte bei der Bekämpfung geringer Literalität und fehlender Grundbildung dürfen nicht versanden!
Nach der letzten maßgeblichen Studie LEO 2018 (Universität Hamburg) zeigt auch die Ende 2024 veröffentlichte internationale OECD-Vergleichsstudie PIAAC 2023 (Programme for the International Assessment of Adult Competencies) bei je 20-22% der Menschen in Deutschland zwischen 16 und 65 Jahren große Defizite bei Grundkompetenzen wie dem Lesen, bei Alltagsmathematik und im adaptivem Problemlösen. Die repräsentative Studie LEO 2018 wies nach, dass mehr als 6 Mio. der deutschsprachigen Erwachsenen (18-64 Jahre) nicht ausreichend lesen und schreiben können.
Im Rahmen der „Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung“ (AlphaDekade 2016-2026) engagieren sich Bund, Länder und Partner wie der Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V. (BVAG), der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV), die Bundesagentur für Arbeit, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE), die Stiftung Lesen und anderen dafür, das Grundbildungsniveau in Deutschland zu verbessern. Es wurden wichtige Strukturen wie Koordinierungsstellen in allen Bundesländern geschaffen, neue Anlaufstellen wie Grundbildungszentren wurden aufgebaut und Akteure sowie Multiplikatoren im Hinblick auf die Thematik geschult und für den Umgang mit Betroffenen sensibilisiert. Zu den Maßnahmen der AlphaDekade gehört auch eine flächendeckende Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit, die zum einen einer Stigmatisierung von Betroffenen entgegenwirkt und zum anderen lokale und digitale Lernangebote bekannt macht.
Die AlphaDekade endet nominell im Jahr 2026. Doch zum aktuellen Zeitpunkt ist nicht klar, wie es danach weitergeht. Die genannten Studien zeigen, dass gemeinsame Anstrengungen dringend fortgesetzt werden müssen. Der BVAG fordert Bund und Länder auf, baldmöglichst zusammenzufinden, um über den notwendigen Anschluss zu verhandeln, damit die Erfolge der AlphaDekade nicht verpuffen. Ohne eine Perspektive ist die Lage für langjährige Handlungsträger im Feld der Grundbildung wie auch für den Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V., der seine Maßnahmen zu einem Großteil aus öffentlichen Mitteln finanziert, zudem ernst.
Das gemeinsame Dach, die Kampagne des BMBF (Lesen & Schreiben. Mein Schlüssel zur Welt), wurde bereits eingestellt. Auch dem zentralen öffentlichkeitswirksamen Projekt ALFA-Mobil droht Ende 2025 das Aus. Das ALFA-Mobil ist mit zwei mobilen Infoständen deutschlandweit unterwegs und wirbt gemeinsam mit lokalen Grundbildungsanbietern wie Volkshochschulen, Mehrgenerationenhäusern und anderen Trägern aufsuchend für Alphabetisierung und Grundbildung. Das Projekt hat seit 2016 mehr als 1000 Aktionen durchgeführt, die begleitet von Lernbotschafterinnen und Lernbotschaftern meist zusätzliche Medienberichte hervorbringen (zwischen 2019-heute mehr als 430 Medienberichte mit einer Reichweite von rund 67,7 Mio Menschen). Für die bundesweite reichweitenstarke Aufklärungsarbeit und die Bekanntmachung von regionalen Lernangeboten entstünde für Grundbildungsanbieter, die das ALFA-Mobil buchen, wie Volkshochschulen, Mehrgenerationenhäuser und andere engagierte Bildungsträger eine große Leerstelle.
Ein bisschen Anlass zur Hoffnung gibt eine aktuelle Entwicklung: Da das Bildungsressort nun in das neu zugeschnittene Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSF) integriert wurde, bleibt zu hoffen, dass dies einer Stärkung des lebenslangen Lernens zugutekommt. „Durch wachsende oder sich verändernde Anforderungen in Alltag und Beruf, durch Zuwanderung und durch Entwicklungen wie die Digitalisierung und KI muss die Förderung der Grundbildung im Rahmen der allgemeinen Weiterbildung auch im politischen Betrieb noch ernster genommen werden. Dabei dürfen insbesondere all die Menschen nicht vergessen werden, die ohnehin bei Weiterbildung Ausschlüsse erfahren und deren Teilhabe im Beruf, im Alltag und gesellschaftlichen Leben durch geringe Grundkompetenzen sehr oft eingeschränkt ist“, so Dr. Nicole Pöppel, Geschäftsführerin des BVAG.
Allgemeine Informationen zum Anlass
Seit 1967 begeht die UNESCO jährlich am 8. September den International Literacy Day/Weltalphabetisierungstag und macht auf die Notwendigkeit des Lesens und Schreibens als wichtige Grundkompetenz aufmerksam. Bundesweit finden zahlreiche Aktionen statt, die das Thema aufgreifen und auf Lern- und Unterstützungsangebote aufmerksam machen.
Der Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung
Der Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V. aus Münster berät seit 1995 Erwachsene mit Grundbildungsbedarf am ALFA-Telefon (0800 53 33 44 55). Der BVAG ist Partner der AlphaDekade 2016-2026 und tourt mit zwei ALFA-Mobilen, gefördert vom Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) durch Deutschland. Gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. und der Lernenden Region – Netzwerk Köln e.V. begleitet er im Verbund als “Kompetenzzentrum GrundbildungsPFADE” derzeit zehn bundesweit geförderte regionale Grundbildungsnetzwerke im Rahmen der BMBF-Förderrichtlinie (jetzt BMBFSFJ)
Kontakt
Dr. Nicole Pöppel, Geschäftsführung (Standort Berlin)
+49 (0)30 857 335 49
n.poeppel@alphabetisierung.de
www.alphabetisierung.de
Geschäftsstelle Hauptsitz
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Berliner Platz 8-10 | 48143 Münster
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