Die Medienresonanz zum Weltalphabetisierungstag war durchaus beachtlich und sie betraf auch die Zukunft politischer Maßnahmen.
Der Bundesverband hat sich auch dieses Jahr über das hohe Interesse am Thema Geringe Literalität rund um den Weltalphabetisierungstag gefreut. Einen wichtigen Aufhänger und Aufmerksamkeit erreichte die Hamburger Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Anke Grotlüschen, der als Aufhänger eine Sonderauswertung und Inbezugsetzung der Daten von LEO 2018 und PIAAC 2023 diente, die sie mit ihrem Team zum Weltalphabetisierungstag präsentierte und veröffentlichte. Im Fokus der Auseinandersetzung mit dem Thema lagen neben einer Einschätzung zur Tragweite des Problems und den Ursachen sowie Fortschritten bzw. dem Status quo in Deutschland vor allem auch Konsequenzen geringer Literalität für die Gesellschaft zum Beispiel in Bezug auf politische Partizipation und Meinungsbildung. Hier ein Interview mit Anke Grotlüschen in der ZEIT nachlesen. Auch im Spiegel erschien ein mahnender Beitrag, der daran erinnerte, wie wichtig der Einsatz für Grundbildung ist. Hier nachlesen.
Interesse am Thema Analphabetismus, geringer Literalität und Grundbildung wurde nicht nur von den Medien bekundet, sondern es wurde auch aktiv an Bildungspolitikerinnen und –politikern herangetragen. So organisierte der Landesverband der VHS in NRW im Landtag NRW eine Weiterbildungskonferenz unter dem Motto „Jede und Jeder zählt! Gemeinsam für Grundbildung und Teilhabe in NRW“. Sie fand im Anschluss an eine Ausschusssitzung zum selben Thema statt und setzte mittels dreier Impulsreferate zu „Alphabetisierung und Grundbildung als Basis lebenslangen Lernens“ (Dr. Nicole Pöppel), „Grundbildung und politische Teilhabe“ (Dr. Helle Becker) sowie „Grundbildung eröffnet berufliche Perspektiven“ (Prof. Dr. Axel Plünnecke) ein Statement für die Dringlichkeit Grundbildungsarbeit zu finanzieren und dabei Netzwerke und Kümmererstrukturen mitzudenken, um Menschen mit Grundbildungsbedarf zu erreichen und zu unterstützen. Es nahmen mehr als zweihundert Personen aus Politik und Grundbildung teil. Auch die Koordinierungsstelle für Alphabetisierung undGrundbildung des Brandenburgischen Volkshochschulverbandes e.V. nutzte eine Ausschusssitzung, um vor dem Landtag in Potsdam mit dem ALFA-Mobil und zahlreichen Partnern der Grundbildungszentren in Brandenburg Sichtbarkeit zu zeigen.
In Medien werden die Stimme und die Expertise des Bundesverbandes nach wie vor geschätzt. Zum einen stieß das Thema auf Interesse, aber es wurde – so der Trend seit rund zwei Jahren – auch verstärkt nach den Erfolgen der AlphaDekade und den Perspektiven politischer Maßnahmen gefragt. So verwies Dr. Nicole Pöppel im Rahmen zweier Interviews auf die geschaffenen Strukturen und wichtigen Maßnahmen im Rahmen der auslaufenden AlphaDekade 2016-2026, die es zu verstetigen gilt. Gedruckt wurde dies u.a. in der Süddeutschen Zeitung. Im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) betont sie die Wichtigkeit der Grundbildung und wie gut die verschiedenen Partner aus Bund und Ländern im Rahmen der AlphaDekade zusammenarbeiten und das Thema in die Breite tragen. Auszüge aus dem Gespräch sind im Merkur und der Schwäbischen sowie der Evangelischen Zeitung nachzulesen. Ein umfangreiches Radiostück, in dem zahlreiche Stimmen und Expert:innen aus der Grundbildung, auch vom BVAG, zu Wort kommen, erschien in SWR Kultur unter dem Titel: „Millionen Analphabeten – Wie Erwachsene richtig lesen und schreiben lernen“.
Durch die bundesweite, aufsuchende Beratungsarbeit mit dem ALFA-Mobil entstanden wie üblich zahlreiche Interviews und Berichte. Eine Auswahl der Berichterstattung im September:
– Der Lernbotschafter Leonardo Berisha erzählt im Rahmen einer ALFA-Mobil Aktion, wie er den Weg in den Lese- und Schreibkurs an der VHS Aachen gefunden hat.: https://www.aachener-zeitung.de/lokales/region-aachen/aachen/warum-lernbotschafter-leonardo-berisha…
– In Mansfeld-Südharz macht das Grundbildungszentrum gemeinsam mit dem ALFA-Mobil und dem Lernbotschafter Romeo auf Lernangebote vor Ort aufmerksam: https://www.mz.de/lokal/eisleben/wie-man-sich-ohne-lesen-und-schreiben-durchs-leben-schlagt-4112497
– Auch in Köln klärte das ALFA-Mobil gemeinsam mit verschiedenen Kooperationspartnern wie VHS und Lernende Region – Netzwerk Köln e.V. über das Thema auf. Der Kölner Lernbotschafter Ingo Zaun berichtete vor Ort mutig von seiner Lebensgeschichte und seiner errungenen Selbstständigkeit durch die verbesserten Lesekenntnisse.: https://www.tag24.de/koeln/6-millionen-betroffene-vhs-koeln-setzt-wichtiges-zeichen-3417708
Neben der nachgefragten fachlichen Expertise des Bundesverbandes finden immer wieder auch die Lebensgeschichten von ehemaligen Betroffenen im Rahmen übergeordneter Berichterstattung besondere Aufmerksamkeit. So wurde die Frankfurter Lernbotschafterin des BVAG Halima Bouaich im September 2025 für den HR und die Hessenschau porträtiert, was auf dem Portal der Tagesschau abrufbar ist. Ihre beeindruckende Lebensgeschichte wirkt Vorurteilen entgegen und verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass Menschen mit Grundbildungsbedarf den Weg in entsprechende Lernangebote finden und diese entsprechend ausgebaut und dauerhaft finanziert werden. Auch im Morgenmagazin am 8. September wurde ein Beitrag mit einem Lernbotschafter des ALFA-Mobil-Projekts des BVAG gezeigt, der zudem im Studio interviewt wurde.
Rund um den Weltalphabetisierungstag am 8. September fanden bundesweit zahlreiche Aktionen von Grundbildungszentren, Volkshochschulen, Mehrgenerationenhäusern, weiteren Trägern und Vereinen statt. Besonders auffallend war in der Medienauswertung, dass zahlreiche regionale und lokale Bildungseinrichtungen ihre Aktivitäten und ihre Angebote sehr gut in den Medien platzieren konnten. In Brandenburg wurden die Jubiläen der regionalen Grundbildungszentren sehr gut aufgegriffen, in Berlin hat man mit der Wahl zum „Wortgetüm des Jahres“ einen interessanten Beitrag zum Thema geleistet, der ebenfalls rezipiert wurde. Tagesspiegel, FAZ, DLF Kultur u.v.a. berichteten. Insgesamt ist das ein sehr gutes Signal und ein wichtiger Erfolg, dass in den Ländern und Regionen, wo durch die AlphaDekade neue Strukturen gewachsen sind, auf die Wichtigkeit ihrer Arbeit hinweisen. Öffentlichkeitsarbeit und Medienarbeit sind zentrale Säulen eines Einsatzes für das Thema Grundbildung, bei dem die allgemeine Bevölkerung, Mitwissende und Menschen aus dem Umfeld neben den Adressat:innen der Lernangebote selbst stets mit informiert und angesprochen werden müssen.
Text: Adrian Eppel, Nicole Pöppel