Aufführung von Albert Camus’ „Der erste Mensch“ im Berliner Renaissance-Theater von ALFA-Mobil begleitet

Am 15. Januar 2020 fand im Rahmen der diesjährigen bundesweiten Theatertournee von „Der erste Mensch“ im Berliner Renaissance-Theater ein Diskussionsabend zum Thema „Fit für den Job – Grundbildung und Arbeit“ statt. Die Veranstaltung, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Kooperation mit der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie durchgeführt wurde, war gekennzeichnet von einem lebhaften und fachlich anregenden Austausch, dem neben Fachleuten aus dem Alphabetisierungs- und Grundbildungsbereich auch Betroffene beiwohnten. Auf einem Podium diskutierten zwei Runden aus Expertinnen und Experten vor einem gut gefüllten Theaterfoyer mit rund 60 Fachleuten und hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Verbänden. Geschäftsführer des BVAG, Ralf Häder, zeigte sich erfreut über den anregenden Austausch und steuerte in der Gesprächsrunde Hintergründe zu Bedarfen von Anrufenden am ALFA-Telefon bei.

Im Podiumsgespräch: Lernbotschafter Gerd Prange, Lutz Neumann vom Jobcenter Berlin-Lichtenberg und Anke Frey vom Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben e.V. sowie Moderator Armin Himmelrath

Den Abend eröffneten mit Grußworten und Bestandsaufnahmen der Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Christian Luft, und die Berliner Staatssekretärin für Bildung, Beate Stoffers. Der Staatssekretär würdigte am Ende seiner Rede auch die Leistungen der Menschen, die sich beruflich im Rahmen der AlphaDekade für Alphabetisierung und Grundbildung engagieren. Er sehe Bedarf, die gelungene Arbeit kontinuierlich weiterzuführen, um mehr Menschen zu nachholender Grundbildung zu motivieren. So wolle man unter anderem auch weiterhin mit zwei ALFA-Mobilen in Deutschland unterwegs sein, sagte er mit Blick auf die bundesweite Öffentlichkeitsarbeit. Auch Stoffers, die vor allem Berlin in den Blick nahm, lobte die bestehende Infrastruktur und Arbeit, vor allem auch durch die Institution des Berliner Grund-Bildungs-Zentrums (GBZ).

Nach der Eröffnung führte Moderator Armin Himmelrath durch zwei Gesprächsrunden aus Expertinnen und Experten, die durch große Sachkundigkeit gekennzeichnet war. Die Leitfrage des ersten Thementisches war wie „Menschen mit geringer Literalität für den Arbeitsmarkt qualifiziert werden“ können. Auf dem ersten Podium diskutierte Lernbotschafter Gerd Prange, der aus seiner Perspektive vom beruflichen Werdegang berichtete, zusammen mit Anke Frey vom Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben e.V., die sich besonders für die Niedrigschwelligkeit der Unterstützungsangebote stark machte und Lutz Neumann vom Jobcenter Berlin-Lichtenberg, das Ende 2019 beim Fachtag des GBZ Berlin das Alpha-Siegel verliehen bekommen hatte.
Neumanns Dank galt auch insbesondere den Lernerinnen und Lernern im Raum, die den Prozess der, was die Schriftsprache anbelangt, barrierearmen Einrichtung durch ihre Einschätzungen und Impulse mitprägten.

Im zweiten Podiumsgespräch wurde die Frage diskutiert, welche „Chancen die arbeitsorientierte Grundbildung“ bietet. Die Diskussionsrunde bestritten Dr. Barbara Dorn von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Matthias Anbuhl vom Deutschen Gewerkschaftsbund, Dr. Ulrich Raiser von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie des Landes Berlin sowie Andreas Henkes vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales. In der Runde spielte neben konkreten Maßnahmen und möglichen Angeboten auch die Frage der Zuständigkeiten für Bildung beziehungsweise Weiterbildung immer wieder eine Rolle. Dr. Ulrich Raiser sprach sich an der Stelle für ein weiterhin konstruktives Zusammenwirken von Bund und Ländern aus.

Im Anschluss an die Podiumsgespräche und einen informellen Austausch fand die Aufführung „Der erste Mensch“ nach einem Text des Literaturnobelpreisträgers Albert Camus statt. So hatten zahlreiche Theatergäste, darunter auch einige Lernbotschafterinnen und Lernbotschafter, die Möglichkeit, Joachim Króls musikalisch begleitete, hochkarätige Lesung zu erleben. In Camus’ autobiographischem Roman geht es um den jungen talentierten Schüler Jacques, der in einer armen Familie als Sohn und Enkel von zwei Analphabetinnen aufwächst und sich dank der Unterstützung seines Lehrers den Weg aufs Gymnasium erkämpft.

Lernbotschafter Harald überreicht der Quiz-Gewinnerin den Theater-Gutschein

Am Stand des ALFA-Mobils informierte das Team gemeinsam mit Lernbotschafter Harald die Theater-Besucherinnen und Theater-Besucher über fehlende Grundbildung und Lese- und Schreibschwierigkeiten bei Erwachsenen. Ziel war es, die Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren und Auswege für Betroffene aufzuzeigen.
Anschließend konnte man sein Wissen darüber in einem Quiz unter Beweis stellen und einen Theatergutschein gewinnen.

Im dritten Jahr in Folge begleitet das ALFA-Mobil mit weiteren Partnern der AlphaDekade die Theatertournee mit Joachim Król und dem Orchestre du Soleil.

Von Nicole Pöppel