Definitionen / Bescheinigung LRS

Definition – Funktionaler Analphabetismus

„Funktionaler Analphabetismus ist gegeben, wenn die schriftsprachlichen Kompetenzen von Erwachsenen niedriger sind als diejenigen, die minimal erforderlich sind und als selbstverständlich vorausgesetzt werden, um den jeweiligen gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden. Diese schriftsprachlichen Kompetenzen werden als notwendig erachtet, um gesellschaftliche Teilhabe und die Realisierung individueller Verwirklichungschancen zu eröffnen“ (Egloff/Grosche/Hubertus/Rüsseler 2011, S. 11).

Egloff, B./Grosche, M./Hubertus, P./Rüsseler, J. (2011): Funktionaler Analphabetismus im Erwachsenenalter: eine Definition. In: Projektträger im DLR e.V. (Hg.): Zielgruppen in Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener. Bestimmung, Verortung, Ansprache. Bielefeld, S. 11-31

Wie hängen Funktionaler Analphabetismus und LRS zusammen?

Im Unterschied zu Funktionalem Analphabetismus ist die Lese-Rechtschreibstörung (LRS), die gleichbedeutend mit einer Legasthenie ist, eine anerkannte Krankheit im Sinne einer Störung.

Hinweise auf den Zusammenhang von Funktionalem Analphabetismus und LRS liefert die repräsentative leo. – Level-One Studie: In der Gruppe der funktionalen Analphabeten haben nur knapp sechs Prozent in der Vergangenheit die Diagnose LRS erhalten. Betrachtet man jedoch diejenige Gruppe aus dem unteren Bildungsbereich, bei der eine LRS vorliegt, liegt bei jeder zweiten Person auch gleichzeitig Funktionaler Analphabetismus vor.

(leo.-News 2012)

Definition – Lese-Rechtschreibstörung (LRS)

Gemäß der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation  und Information 2017) zählt die Lese-Rechtschreibstörung zu den Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten (F81). Hier ihre Definition:

„Das Hauptmerkmal ist eine umschriebene und bedeutsame Beeinträchtigung in der Entwicklung der Lesefertigkeiten, die nicht allein durch das Entwicklungsalter, Visusprobleme oder unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Leseverständnis, die Fähigkeit, gelesene Worte wieder zu erkennen, vorzulesen und Leistungen, für welche Lesefähigkeit nötig ist, können sämtlich betroffen sein. Bei umschriebenen Lesestörungen sind Rechtschreibstörungen häufig und persistieren oft bis in die Adoleszenz, auch wenn einige Fortschritte im Lesen gemacht werden. Umschriebenen Entwicklungsstörungen des Lesens gehen Entwicklungsstörungen des Sprechens oder der Sprache voraus. Während der Schulzeit sind begleitende Störungen im emotionalen und Verhaltensbereich häufig“ (DIMDI 2017).

Bescheinigung (Psychiater) 

Menschen, die wissen möchten, ob ihre Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben durch eine Lese-Rechtschreibstörung (LRS) bedingt sind, können dies durch einen Psychiater testen lassen. Zunächst ist hierfür der Gang zum Hausarzt erforderlich. Dieser stellt gegebenenfalls eine Überweisung aus.