Woran erkennen Sie das?

Auf den ersten Blick ist es gar nicht so einfach, funktionale Analphabeten zu erkennen. Denn Menschen, denen das Lesen und Schreiben schwerfällt, wollen meistens unerkannt bleiben, da ihnen ihr Problem peinlich ist.

Wenn möglich, probieren funktionale Analphabeten, Situationen, in denen sie eventuell Lesen und Schreiben müssen, zu vermeiden. Ist das nicht möglich, greifen viele Betroffene zu Strategien des Geheimhaltens und Verbergens.

  • Betroffene vermeiden unsichere Situationen: Informationsveranstaltungen besuchen sie zum Beispiel gar nicht erst, sie reagieren nicht auf schriftliche Aufforderungen oder sie schlagen sogar Beförderungen aus.
  • Betroffene delegieren Schreibanforderungen an andere: Sie sagen etwa: „Machen Sie das doch gleich mal“ oder „Das Formular nehme ich mit, ich mache das zu Hause.“
  • Betroffene täuschen über ihre Schwierigkeiten hinweg: Sie sagen etwa: „Ich habe meine Brille vergessen“ oder „Ich habe meine Hand verletzt.“

Betroffenen fallen durch ihre Lese- und Schreibtechniken auf:

  • Sie haben motorische Schwierigkeiten beim Schreiben.
  • Unterschriften sind gemalt und entsprechen nicht dem übrigen Schreibstil.
  • In Schriftstücken gibt es sehr viele orthographische Fehler.

(Quelle: apfe-Handreichung, S. 40-42)

Betroffene drücken sich sprachlich tendenziell einfach aus:

  • Sie bilden häufig kurze Sätze.
  • Sie benutzen selten Wörter zur chronologischen Einordnung (z.B. davor, danach, vorher).
  • Sie verzichten in der Regel auf ausführliche und detaillierte Beschreibungen von Situationen und Erlebnissen.

Das Bewusstsein über soziale Erwartungen an Lese-/Schreibfähigkeiten hängt mit dem formalem Bildungshintergrund zusammen: 

Eine betroffene Person, die in einer leitenden Position arbeitet, ist sich darüber im Klaren, dass ihr persönliches Umfeld von ihr erwartet, sehr gut lesen und schreiben zu können. Umso mehr Angst hat sie davor, entdeckt zu werden.